Interview mit Margret Wittig-Terhardt

Frau Wittig Terhardt Elementi Fbg

Interview mit der Initiatorin und Gründerin der element-i Bildungsstiftung, Margret Wittig-Terhardt anlässlich des zehnjährigen Jubiläums der element-i Bildungsstiftung. 

Liebe Frau Wittig-Terhardt, herzlichen Glückwunsch zum zehnjährigen Jubiläum der element-i Bildungsstiftung. Sie sind Initiatorin und waren bis vor Kurzem auch Mitgesellschafterin der element-i Bildungsstiftung. Jetzt sind Sie als Ehrenmitglied im Beirat vertreten.  

2011 haben Sie die Organisation gegründet, was war die ursprüngliche Idee dahinter und wie sind Sie mit Ihren Mitgesellschaftern Waltraud und Clemens Weegmann zusammengekommen? 

Mit Waltraud Weegmann war ich schon weit vor Gründung der element-i Bildungsstiftung eng verbunden. Kennengelernt haben wir uns vor vielen Jahren auf einer Fortbildungsveranstaltung und sind anschließend in Kontakt geblieben. Ich habe mich dann für verschiedene Vereine des Konzept-e Netzwerks engagiert, z. B. den Kind und Beruf e.V. Aus unserer Freundschaft wurde mehr, denn die Ideen, die im Konzept-e Netzwerk entwickelt und umgesetzt wurden, begeisterten mich.  

Von Haus aus bin ich Juristin und habe mich bei juristischen Fragestellungen für die Vereine und Trägergesellschaften der element-i Kinderhäuser einbringen können. Das Herz aller Entwicklungen liegt bei Waltraud Weegmann. Ich war aktiv in den Vereinen und stets in der Weiterentwicklung der Ideen eingebunden. So lag es eines Tages nahe, eine Lösung zur Sicherung der Ideen und Handlungen unserer verschiedenen Trägervereine und -gesellschaften zu finden. Stets begleitete uns das Risiko, personengebundene Grundsätze und Engagements über den Weggang der Mitglieder aus den Trägervereinen zu verlieren. Wir haben daher nach einer Lösung gesucht, die Grundsteine für die Kita-Entwicklung und den Ausbau des Kita-Netzwerks sowie die Etablierung des pädagogischen Konzepts element-i samt seiner Leitgedanken zu sichern und über das eigene Netzwerk hinaus zu wirken.  

Dazu haben wir schließlich 2011 die element-i Bildungsstiftung als Organisation gegründet. Damit wollen wir Zweck, Kapital und Stiftungsgrundsätze erhalten und nicht mehr so sehr an einzelne Personen und Organisationen binden. Die element-i Bildungsstiftung sichert mit ihrem Satzungszweck die grundsätzliche Basis der element-i Pädagogik für alle element-i Einrichtungen und darüber hinaus. Dennoch ist eine Organisation nur so stark wie ihre Ideen und Mitarbeiter*innen. Auf sie kommt es in der täglichen Arbeit an, über sie wird letztendlich die element-i Pädagogik samt ihrer Leitgedanken in die Gesellschaft getragen. 

Was waren Ihre ursprünglichen Ideen für die element-i Bildungsstiftung? Und was die ersten Projekte?  

An erster Stelle stand, wie schon erläutert, die Sicherstellung des elementarpädagogischen Konzeptes, der element-i Pädagogik, für die Zukunft und über die verbundenen Einrichtungen hinaus. Das damit verbundene Menschen- und Leitbild soll über die Organisation der Stiftung personenunabhängig gesichert werden. 

Dennoch hatten wir von Anfang an auch viele Ideen für Projekte, die wir unabhängig von einzelnen Kinderhäusern anbieten wollten. Erste Projektideen gab es z. B. bereits im Kind und Beruf e.V. So haben unsere Trägervereine der element-i Kinderhäuser schon früh mit anderen Berufsgruppen, z. B. Tischlern, zusammengearbeitet, um für die Kinder spannende Impulse im Kita-Alltag anzubieten. Gern erinnere ich mich dabei an eine Situation, bei der zwei vierjährige Kinder mit Unterstützung eines Quereinsteigenden voller Begeisterung ein Bügeleisen genau inspiziert, auseinander- und wieder zusammengebaut haben. Die element-i Bildungsstiftung hat diese vielfältigen Ideen aus einzelnen element-i Kinderhäusern schließlich übernommen und gesichert.  

Die ersten Projekte haben wir für die Aus- und Weiterbildung unserer Fachkräfte umgesetzt. Diese hatten alle den Schwerpunkt, Leitungen und Erzieher*innen in der element-i Pädagogik umfassend aus- bzw. weiterzubilden und alle Verantwortlichen über diese Pädagogik informiert zu halten. Diesen Anspruch mit den entsprechenden Aktivitäten verfolgt die Bildungsstiftung bis heute und hat sie im Laufe der Zeit weiter ausgebaut: So engagiert sich die element-i Bildungsstiftung auch für die Qualifizierung von Quereinsteiger*innen für die Arbeit in element-i Kinderhäusern und möchte dieses Ausbildungsangebot auch für weitere Kita-Träger ausbauen. Triebfeder für das Engagement in Sachen Aus- und Weiterbildung sowie die Sicherung der pädagogischen Qualität ist das Wissen um die Bedeutung von Mitarbeiter*innen. Sie sind die Basis für eine gute und gelingende pädagogische Arbeit in unseren Bildungseinrichtungen. Die element-i Bildungsstiftung fördert daher stets wertige Fortbildungen in einem attraktiven Rahmen. 

In den operativen Projektangeboten der element-i Bildungsstiftung haben und hatten die Themenschwerpunkte MINT und Kunst stets einen wichtigen Stellenwert. Damit setzen wir eine zusätzliche, spezielle und zukunftsweisende Ergänzung zu den klassischen Bildungsbereichen von Kita und Schule.  

Zunehmende Bedeutung hat in den vergangenen Jahren das Thema Stipendien gewonnen. Es ist uns ein Herzensanliegen einen Beitrag zur Unterstützung von Kindern aus nicht wohlhabenden oder bildungsfernen Familien zu leisten. Die Stiftung übernimmt für diese Kinder z.B. Kita- und Schulbeiträge, fördert besondere Angebote wie Schwimmen oder Musik und trägt dazu bei Kindern neue Welten zu eröffnen. 

Gab es Ideen, die Sie wieder verwerfen mussten?  

Das Thema Finanzierungen war und ist immer ein großes Thema. Daher konnten oft nicht alle Ideen sofort umgesetzt werden. Manchmal mussten wir Beharrlichkeit und Durchhaltevermögen einsetzen, um unsere ehrgeizigen Ziele zu erreichen. Aber schließlich hat sich das vielmals ausgezahlt. Ich denke dabei an unser Bestreben, dass Kinder in den element-i Einrichtungen zusammen frühstücken sollten und auch das Frühstück gestalten. Die Stadt Stuttgart stellte das Projekt vor vielen Jahren anfangs in Frage. Hierfür schließlich die finanziellen kommunalen Zuschüsse zu bekommen, war ein langer Weg, der abschließend jedoch von Erfolg gekrönt war. Heute stellt das Frühstückskonzept niemand mehr in Frage und es ist seit vielen Jahren erfolgreich etabliert. 

Wenn es Ideen gab, die Sie wieder fallen lassen mussten, was waren die Gründe dafür? 

Nicht alle Ideen können wir mit Eigenmitteln bestreiten. Die größte Hürde bei größeren Projekten ist daher immer die erfolgreiche Suche nach Unterstützungen. Diese sind für unsere Arbeit unverzichtbar. Sofern wir also für größere Projektideen keine Unterstützungsleistungen finden, können wir diese natürlich auch erst einmal nicht in die Tat umsetzen. Diese Ideen werden dann weiterverfolgt oder bei konkreten Absagen seitens wichtiger Unterstützer fallengelassen. 

Die Bildungsstiftung baut in ihrer Arbeitsweise auf der element-i Pädagogik auf. Hatten Sie auch schon vorher Berührungspunkte mit der Pädagogik? 

Das Erziehungskonzept der element-i Pädagogik ist gewachsen und hat sich stetig weiterentwickelt. Das damit verbundene und wegweisende Leitbild trägt die Bildungsstiftung schon immer. Es basiert maßgeblich auf den Attributen von Wertschätzung und Entwicklungschancen. Diese Leitgedanken und die Pädagogik bestanden von Beginn an. Für den Kind und Beruf e.V. z. B. engagierte ich mich ja bereits seit zehn Jahren und war daher mit der element-i Pädagogik vertraut. Über die element-i Bildungsstiftung sichern wir dieses Leitbild personenunabhängig und gewährleisten, dass es ebenfalls nicht von externen Stakeholdern mitbestimmt wird. Einzelinteressen sollen das ganzheitliche Konzept der element-i Pädagogik nicht beeinflussen, da es sonst seinem Sinn und Zweck widerspricht.  

Inwieweit konnten Sie bei der Gründung auf das Know-how der etablierten Pädagogik zurückgreifen? 

Werte und Leitbild und ein pädagogisches Konzept – bereits mit dem Namen element-i – bestanden schon in den verschiedenen Vereinen und bildeten die wichtige Basis. Daher konnten, wollten und mussten wir die Pädagogik natürlich als unabdingbaren Rahmen mit einbeziehen und berücksichtigen. Die Pädagogik ist das Kernstück in den Bildungseinrichtungen und muss daher gesichert werden. Das war ja schließlich auch ein wichtiger Beweggrund zur Gründung der Bildungsstiftung. Seitens des Netzwerks können wir hierbei auf die pädagogische Geschäftsleitung, Carola Kammerlander, bauen. Sie ist auch für die Arbeit in der element-i Bildungsstiftung unabdingbar. Die Ergänzung zwischen den drei Geschäftsführer*innen Waltraud Weegmann, Carola Kammerlander und Clemens M. Weegmann, in den Themen geschäftliche, organisatorische und pädagogische Geschäftsführung ist für das komplette Netzwerk ein großer Gewinn und beflügelt auch die Organisation der Stiftung. 

Seit zehn Jahren ist die Organisation nun operativ tätig, was waren aus Ihrer Sicht die größten Erfolge?   

Ein wirklich großer Meilenstein war die Ausweitung des Bildungskonzepts der element-i Pädagogik von der Kita zur Schule. Damit gibt es nun für viele Kinder die Chance, auch nach ihrer Kita-Zeit innerhalb des innovativen pädagogischen Konzepts weiter zulernen.  

Des Weiteren möchte ich auch die gewisse Unabhängigkeit unserer Organisation unterstreichen: Nicht nur für die Kinder aus element-i Einrichtungen bieten wir Aktionen an, sondern halten sie auch für Kinder anderer Einrichtungen offen. Wir wollen das Angebot der element-i Bildungsstiftung für alle Kinder zugänglich machen. Dazu bietet die Bildungsstiftung z. B. die jährlich stattfindenden Aktionstage wie den Kinder-Kunst-Tag und den Tüftler- und ForscherInnentag an und kooperiert hier eng mit externen Kulturinstitutionen und Unternehmen. 

Nicht vergessen möchte ich die im Netzwerk der element-i Bildungsstiftung entstandene Idee zu einer Praxisintegrierten Ausbildung (PiA) und deren Erfolgsweg in Baden-Württemberg und nun auch bundesweit. Viele erfolgreiche Ideen entstanden oft zwischen Waltraud Weegmann und ihrem Mann Peter Sauber, der eine Messeagentur führt. Durch ihre Kooperation ist der Bildungskongress Invest in Future mit dem Innovationspreis für Kitas entstanden. Die element-i Bildungsstiftung war hierbei die Veranstalterin des Bildungsevents. 

Und mein persönlicher, größter Erfolg ist nach wie vor das durch die Bildungsstiftung gesicherte, unabhängige und eigenständige element-i Leitbild: Die Wertschätzung der Kinder ist genauso groß wie bei Erwachsenen. Es gibt keine Unterschiede zwischen Klein und Groß, außer den altersbedingten Fähigkeiten, die natürlich in der Pädagogik maßgeblich Berücksichtigung finden. 

Und was waren die schwierigsten Zeiten und Herausforderungen und die größten Hürden während dieser Zeit? 

Die größte Herausforderung insbesondere bei neuen Projekten ist die Zusammenarbeit mit den beteiligten Kommunen. Hier gute Kompromisse unter Beachtung der jeweiligen Rahmenbedingungen und Vorgaben zwischen allen Beteiligten zu erarbeiten, war und ist immer eine große Herausforderung. Hier gilt es die vielen Interessen im Blick zu behalten und zu bewerten und sich nicht zu scheuen, viel Überzeugungsarbeit für innovative Ideen zu leisten. Als Beispiel fällt mir hier spontan das element-i Bildungshaus Karlsruhe ein. Es war eine große Herausforderung, die Institution zu initiieren, aufzubauen und nun zu leiten. Die Stadt Karlsruhe war hierbei recht schnell von der innovativen Idee überzeugt, ein Bildungshaus zu errichten, in dem die Kinder von der Krippe bzw. Kita bis zum Abitur lernen und aufwachsen können. Es freut uns daher sehr, dass wir dieses Konzept nun auch in Stuttgart etablieren können.  

Bei vielen Projekten kommt es außerdem auch auf die Zusammenarbeit mit anderen Trägern an. Entweder auf kommunaler, aber mittlerweile auch schon auf bundesweiter Ebene. Nachvollziehbar, dass auch hier oft Welten von verschiedenen Voraussetzungen und Interessenlagen aufeinanderprallen, die es dann, mit Hinblick auf ein gemeinsames Ziel, zu vereinen gilt.  

Als Initiatorin und Gründerin arbeiten Sie auch eng mit dem Beirat der Bildungsstiftung zusammen. Welche Bedeutung und Aufgaben hat der Beirat der element-i Bildungsstiftung für die Organisation? 

In der Tat stand ich als Gründerin und Initiatorin in enger Zusammenarbeit mit unserem Beirat. Der Beirat hatte schon immer die Aufgabe, unser Tun zu hinterfragen und neue Impulse in die Bildungsstiftung zu bringen. So entstanden neue Projektideen, es wurden neue Kooperationskontakte geknüpft und auch wissenschaftliche Impulse mit in die Stiftung getragen. Die Zusammenarbeit mit allen Beirät*innen war immer sehr bereichernd – auch für mich persönlich. Ich sage nun tatsächlich “war”, denn mit über 80 Jahren habe ich nun den Absprung als Gesellschafterin gewagt. Dennoch bleibe ich der element-i Bildungsstiftung als Ehrenmitglied im Beirat erhalten. Aber nun müssen Nachfolger her. Neue, jüngere Leute bringen wieder neue Impulse und Ideen. Das ist wichtig, damit sich die Stiftung zeitgemäß weiterentwickelt. 

Der Beirat setzt sich aus Mitgliedern verschiedenster Richtungen zusammen, war das von Beginn an so geplant oder hat es sich im Laufe der Zeit so entwickelt?  

Das war von Beginn so geplant. Allerdings ist der Beirat im Laufe der Zeit gewachsen, er war anfangs deutlich kleiner. Die Beirät*innen kommen dabei aus ganz verschiedenen Bereichen und bringen so konkrete, aber ganz vielfältige Grundideen mit ein. Das macht die Arbeit erfolgreich. 

Was motiviert die Mitglieder im Beirat, sich für die Bildungsstiftung zu engagieren? Gibt es aus Ihrer Sicht ein übergeordnetes Ziel, das Sie alle verbindet? 

An erster Stelle steht dabei natürlich die Begeisterung für die element-i Pädagogik, die alle verbindet. Ganz unabhängig von politischen und beruflichen Hintergründen ein Menschenbild über Werte zu entwickeln und zu sichern, ist das übergeordnete Interesse aller Beiratsmitglieder. Natürlich aber auch das generelle gegenseitige Interesse, das ist immer Voraussetzung für ein funktionierendes Engagement. 

Hat sich die element-i Bildungsstiftung in den zehn Jahren generell so entwickelt, wie Sie es ursprünglich geplant hatten bzw. hatten Sie einen fixen Plan für die Bildungsstiftung? 

Ja, tatsächlich sind wir unserer Basis und den ursprünglichen Plänen treu geblieben. Wir haben und mussten nichts aufgegeben, was unserem Grundsatz entsprach. Nur Vorhaben, die nach unserer Auffassung nicht (mehr) gepasst haben, haben wir fallen lassen. 

Was waren überraschende und positive andere Entwicklungen, die Sie nicht vorgedacht hatten? 

Ich war überrascht von der großen positiven Resonanz seitens Außenstehender auf die element-i Pädagogik: Kinder schon früh zu Selbstständigen zu erziehen und sie mit Wertschätzung anzuerkennen. 

Und immer wieder gab es überraschende Entwicklungen durch z. B. den Input von Eltern und Angestellten. Auch das beispielsweise Ministerien die element-i Pädagogik für ihre eigenen Kitas anfragen, zeigt uns, dass das Konzept gut ist. Dadurch entstehen die Bedarfe.  

Zehn Jahre ist die Bildungsstiftung nun und blickt zurück auf viele erfolgreiche Veranstaltungen, die für unzählige, leuchtende Kinderaugen gesorgt haben. Was wünschen Sie sich für die nächsten zehn Jahre der element-i Bildungsstiftung? 

Dass die element-i Bildungsstiftung bestehen und ihren Linien treu bleibt! Dass ein Gleichgewicht zwischen Kontinuität und neuen Impulsen bestehen bleibt. Und natürlich, dass das Erziehen zur inneren Freiheit weiterhin gut gelingt. [] 

Die Diversität soll erhalten bleiben und auch weiterhin in das Gesamtkonzept miteinfließen. Junge Menschen sollen die so gewachsenen Ideen aus dem element-i Menschenbild stärken und Vorbilder schaffen. So, dass sie sich nach ebendieser Idee mit einer inneren Freiheit in und für die Gesellschaft einbringen. 

Vielen Dank, Frau Wittig-Terhardt für dieses Gespräch und die Einblicke in die Historie der element-i Bildungsstiftung. Wir wünschen Ihnen mit der Organisation eine bunte Zukunft mit weiterhin vielfältigen Veranstaltungen für Kinder und Jugendliche sowie der Weiterentwicklung der element-i Pädagogik. 

Erfahren Sie mehr zu den Beweggründen von den Geschäftsführung der element-i Bildungsstiftung, Waltraud Weegmann und Clemens M. Weegmann. 

Ihre Ansprechpartnerin

Meike Betz-Seelhammer
Leiterin der element-i Bildungsstiftung